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Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - Druckversion

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Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Druckpunkt
Der Druckpunkt bezeichnet den Augenblick, an dem die Beläge die Scheibe berühren. Dieser Punkt sollte genau definiert sein, damit der Fahrer die Bremskraft möglichst genau dosieren kann. Dieser Punkt kann - je nach Philosophie des Herstellers eher weich oder eher hart ausgeführt sein.
Grundsätzlich gilt: Je höher das Übersetzungsverhältnis einer Bremse, desto weicher fühlt sich die Bremse tendenziell an (bei sonst gleicher Bauweise).
Ein weicher Druckpunkt wird auch durch nachgebende Bauteile erzeugt. Dies kann der Bremshebel selbst sein, der Bremssattel, die Leitungen oder auch die Bremsflüssigkeit. DOT ist weniger kompressibel als Mineralöl und fühlt sich daher "härter" an.


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Einteiliger Bremssattel
Der einteilige Bremssattel besteht nicht wie sonst üblich aus zwei miteinander verschraubten Bremssattelhälften, sondern - wie der Name schon sagt - aus einem Teil. Durch das Weglassen der Stahlschrauben (Jochverbindungsschrauben) lassen sich zunächst mal ein paar Gramm Gewicht einsparen. Ausserdem kann der ganze Bremssattel kleiner, kompakter werden, weil kein Platz mehr für die Verschraubung vorgesehen werden muss. Ob der einteilige Aufbau darüber hinaus noch weitere Vorteile bringt, sei dahingestellt. Die Frage wird jeder Hersteller anders beantworten - je nachdem ob er einen einteiligen Sattel im Programm hat oder nicht. Grundsätzlich steifer sind solche einteiligen Bremssättel nicht. Gerade die Vorspannung durch die Jochverbindungsschrauben (wenn diese an der richtigen Stelle sitzen) bringt Steifigkeit in einen verschraubten Bremssattel und verhindert, dass dieser sich bei gezogener Bremse aufweitet.
Hinweis: Der einteilige Bremssattel wie ihn Porsche verbaut hat mit den einteiligen Bremssätteln auf Fahrrädern nichts zu tun. Porsche hat ein Patent auf den Fertigungsprozeß, dabei wird der Kolbenraum von innen ausgearbeitet und nicht von außen gebohrt wie das bei den normalen einteiligen Bremssätteln der Fall ist.


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

EPDM
Elastomer, welcher bei unseren Kolbendichtungen im Bremssattel und für die Membran des Ausgleichbehälters zum Einsatz kommt. Hat einen sehr breiten Temperaturbereich in dem er konstante Eigenschaften und eine sehr hohe Gebrauchsdauer aufweist (-40° bis 120° Celsius). Verträgt sich perfekt mit DOT 3, DOT 4 oder DOT 5.1.


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Fading
Fading heißt nichts anderes, als dass der Reibwert zwischen Belag und Scheibe beim Überschreiten einer gewissen Temperatur nachlässt und die Bremswirkung damit schlechter wird. Der Effekt kommt dadurch zustande, dass jeder Bremsbelag einen temperaturabhängigen Reibwert hat (Temperaturgang). Der Reibwert steigt vom Kaltreibwert bis zum maximalen Reibwert bei der Temperatur X an und fällt dann wieder stark ab. Übersteigt die Belagtemperatur beim Bremsen den kritischen Wert X nimmt die Bremskraft ab. Verstärkt wird der Effekt des temperaturabhängigen Reibwerts noch durch das sogenannte Ausgasen der Beläge. Im Extremfall kann das Fading so stark werden, dass man auch mit brachialer Kraft keine Vollbremsung mehr hinkriegt.


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Festsattel vs Schwimmsattel
Im Gegensatz zum Schwimmsattel ändert der Festsattel - einmal montiert - seine Position zur Bremsscheibe nicht mehr. Die Annäherung der Beläge an die Scheibe erfolgt allein über die Bewegung der Kolben. Deswegen müssen bei Festsattelbremsen die Nehmerkolben immer paarweise gegenüberliegend angeordnet werden. Man findet also Festsättel immer mit einer geraden Anzahl Kolben (meist 2 oder 4). Bei einer Schwimmsattelbremse (z.B.Magura Gustav M.) ist der Bremssattel nicht fest mit der Gabel bzw. dem Rahmen verbunden. Er kann sich auf einem Stator seitlich bewegen. Das heisst, dass man nur noch auf einer Seite des Bremssattels einen (oder mehrere) Nehmerkolben vorsehen muss, der den einen Belag an die Scheibe drückt und gleichzeitig den anderen Belag an diese zieht. Diese "Einseitigkeit" hat dann Vorteile, wenn auf einer Seite der Bremsscheibe kein oder nur wenig Platz zur Verfügung steht, da der Schwimmsattel auf der Seite ohne Nehmerkolben sehr flach baut. Einer der (oft überbewerteten) Nachteile des Schwimmsattels ist die Neigung zu Schleifgeräuschen. Generell ist der Schwimmsattel wegen der höheren Freiheitsgrade konstruktiv schwerer zu optimieren, als ein Festsattel - es ist zum Beispiel extrem schwierig eine gleichmäßige Flächenpressung der Beläge zu erreichen.


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Flächenpressung
Drückt aus wie stark der Bremsbelag an welcher Stelle beim Bremsen auf die Scheibe gepresst wird. Eine möglichst gleichmäßige Flächenpressung spricht für die Güte der Konstruktion des Bremssattels. Wie gut ein Bremssattel ist lässt sich am Verschleißbild der Bremsbeläge ablesen. Einseitig, schräg abgefahrene Beläge zeigen, dass die Bremse nicht ideal konstruiert wurde. Je gleichmäßiger die Flächenpressung, desto leistungsfähiger ist die Bremse.


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Geberkolben
Der Kolben im Bremsgriff, über den die mechanische Kraft des Bremshebels in das hydraulische System übertragen wird.


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Griffweitenverstellung
Sollte an jeder Bremse selbstverständlich sein, um die Bremse individuell einstellen zu können. Die Griffweite lässt sich bei Bremsen von The Cleg über einen gut zugänglichen 2 Millimeter Innensechskant an der Vorderseite des Bremshebels leicht einstellen.
Für eine individuelle Einstellung - besonders bei kleinen Händen - ist eine Druckpunktverstellung auch noch ratsam.


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Große Scheibe - hohe Bremskraft!
Die Bedeutung der Hebelverhältnisse haben schon die alten Griechen erkannt. Die für die Funktion einer Scheibenbremse relevanten Hebel ergeben sich grob überschlagen aus dem Verhältnis zwischen Laufraddurchmesser und Scheibendurchmesser. Durch das Umrüsten einer 160er Scheibe auf eine mit 200 Millimeter Durchmesser verbessert sich der Hebel für die Bremse von 1:4,25 auf 1:3,4. In der Praxis bedeutet das mit der gleichen Bremse bei identischer Handkraft 25% mehr Bremspower. Der Aufstieg von 180 Millimetern zu 200 Millimetern bringt rein rechnerisch 11% mehr Power.
Des weiteren wird durch die größere Fläche mehr Wärmeabstrahlung erreicht, die Konvektion ist besser, die Bremse dadurch auch standfester.


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Hot Spots
Sind Stellen auf dem Bremsbelag, die sich stärker erwärmen als der Rest des Belages. Die Ursache für Hot Spots ist meist die ungleichmäßige Flächenpressung des Belages. An den Stellen mit großer Anpressung treten höhere Temperaturen auf. Die Bildung von Hot Spots führt zu frühzeitigem und ungleichmäßigem Verschleiß der Bremsbeläge. Ausserdem steigt durch die punktuelle, hohe thermische Belastung der Beläge die Fadinggefahr.
Besonders neue Beläge, die noch nicht auf die Scheibe eingeschilffen sind, sind dafür anfällig. Daher muß eine Scheibenbremse erst "eingebremst" werden. Siehe auch den Artikel: Beläge von Scheibenbremsen wechseln


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Hygroskopisch
Siehe: DOT vs Mineralöl


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Hysteresekurve
Wird auf einem Bremsenprüfstand ermittelt. Aus der Hysteresekurve kann man mit ein wenig Übung alle wichtigen Leistungsdaten der Bremse ablesen. Zur Ermittlung der Bremshysterese wird auf einem Rollenprüfstand bei konstanter Geschwindigkeit der Bremshebel mit zunehmender Kraft (meist über einen Pneumatikzylinder) gezogen, bis eine im Vorfeld definierte Bremskraft (z.B. 600Newton) erreicht ist. Dann wird der Hebel wieder geöffnet. Während der Bremsung werden die Werte für Hand- und Bremskraft gemessen (ca. 250 Mal/Sekunde) und abgespeichert. Stellt man die aufgezeichneten Werte für Hand- und Bremskraft in einem Diagramm dar, ergibt sich eine geschlossene Kurve mit einem ansteigenden und einem absteigenden Ast, die Bremshysterese. Die Werte auf dem ansteigenden Ast geben an, bei welcher Handkraft am Hebel welche Bremskraft anliegt, wenn man die Bremse zieht. Je steiler die Kurve ansteigt, desto kräftiger verzögert die Bremse in der Praxis. Der Verlauf des absteigenden Astes gibt Auskunft über die Dosierbarkeit. Je näher die Werte für das Öffnen und Ziehen der Bremse zusammenliegen, desto besser lässt die Bremse sich dosieren. Bremshysteren von V-Brakes zeigen im oberen Teil des absteigenden Astes zunächst ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Plateau. In diesem horizontalen Bereich der Kurve liegt eine konstant hohe Bremskraft an, obwohl die Kraft am Bremshebel ständig reduziert wird. In der Praxis heisst das, das die Bremse erst mit einiger Verzögerung wieder öffnet. Die Bremshysteresen für (hydraulische) Scheibenbremsen sind in der Regel sehr flach - die Discs sind um Welten besser dosierbar.


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Jochverbindungsschraube
Die Jochverbindungsschrauben verbinden die beiden Hälften eines Bremssattels (Ausnahme: Einteiliger Bremssattel). Die richtige Positionierung der Schrauben und die Vorspannung des Bremssattels durch die Schrauben sorgt dafür, dass der Sattel sich unter den Kolbenkräften nicht aufweitet.


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Kolbendurchmesser
Das Verhältnis der Kolbenflächen von Geberkolben und Nehmerkolben legt das Übersetzungsverhältnis in einem hydraulischen System fest (siehe auch: Übersetzungsverhältnis). Zudem kann über verschiedene Kolbendurchmesser in einem 4-Kolben Festsattel eine gleichmäßige Flächenpressung am Belag erreicht werden.


Technik FAQ-Antworten auf häufig gestellte Fragen - georg - 2008-08-29

Montagestandards
Der Begriff Standard legt den Verdacht nahe, dass man sich auf irgendetwas geeinigt hat und diese Vereinbarung - als Standard eben - einheitlich durchsetzen will. Da gibt es zum Beispiel den Internationalen Standard für Scheibenbremsen, IS2000. Wunderbar könnte man meinen, jetzt haben sich die Jungs in der Fahrradindustrie endlich geeinigt und ich kann jede Bremse an jeden Rahmen und jede Gabel schrauben. Aber das wäre ja fast schon zu einfach. Hier ein Überblick über die derzeit verwendeten Montagemöglichkeiten:

IS2000
Der Name steht für internationaler Standard, der im Jahr 2000 eingeführt wurde. Die Bremse wird dabei axial an der Gabel befestigt.

Postmount
Dieser Standard wurde von Manitou eingeführt. Der Bremssattel wird dabei radial befestigt. Am verbreitetsten ist der PM Standard 6inch, aber es gibt auch Gabeln die den PM Standard 8 inch verwenden. Die sind dann nur mit Bremssätteln kompatibel die für kleine Scheiben entwickelt wurden und dann nur mit großen Scheiben verwendet werden, dafür benötigt man keinen Adapter mehr.

Boxxer
Die Rock Shox Boxxer Downhillgabel hat einen eigenen Standard, wie bei IS2000 wird der Bremssattel axial befestig aber mit anderen Maßen.

Fox40
Auch die Fox40 besitzt einen eigenen Befestigungsstandard. Wie auch bei IS2000 und Boxxer wird der Bremssattel axial befestig aber mit anderen Maßen.